3. März 2008

Saudi Arabien

An der jordanisch, saudi-arabischen Grenze sind Europäer anscheinend eine Seltenheit. Die Grenzer sind sich nicht sicher wie sie mit uns umgehen sollen und welche Formalitäten für unsere Einreise nötig wären. Nach einigem Brainstorming ihrerseits, werden wir mit Tee versorgt und höflichst abgefertigt. Die Bemerkung „deaht peanalty for drug traficer“ grüsst auf dem Einreiseformular. Da stellt sich die Frage, was fällt hier eigentlich alles unter Drogen?

Als wir einen Schaden an Flitzers Fahrwerk entdecken, dürfen wir unser Werkzeug auspacken und auf Anfrage eine ihrer Autokontrollgruben als Werkstatt nutzen. Was will man mehr? Das erfahren wir beim Verlassen der Grenzanlagen. Ein Polizeijeep fährt uns mit Blaulicht voraus. Anfangs könnte man denken sie seien nur nett und wollen uns bei all den arabischen Schriftzeichen den richtigen Weg weisen. Als die Eskorte nach 60km wechselt, wird langsam klar, dass daraus eine längere „Beziehung“ werden könnte. Ganze 800km stellt uns der saudische Staat eine exklusive Begleitung, erst in Uniform, dann in zivil. Von Geiz kann hier wirklich nicht die Rede sein.

Als Raststätte dient ein sehr spartanisch eingerichtetes Polizeirevier, auf dem uns Tee und Zigaretten gereicht werden. Da keiner der Polizisten der englischen Sprache mächtig ist und wir nicht der Arabischen, erfahren wir leider nicht warum uns diese zweifelhafte Ehre zuteil wird. Freunde die wir später kennen lernen, sind der Meinung, es ginge um unsere Sicherheit, da es in dieser Region verschiedene fundamentalistische Gruppierungen gäbe. Da bekommt der Ausspruch „Ich fühle mich so unsicher, überall Polizei“ einen ganz neuen Aspekt.

Der Weg nach Jeddah führt auf bester Asphaltstrasse hunderte Kilometer entlang der Küste, durch eine unwirtliche Sandwüste. Ab und an unterbrechen Nomadenlager mit ihren Kamelen, Ziegen und Schafen die Monotonie. Entfernt tauchen immer wieder eindrucksvolle Bergmassive auf.


Camel meets car

Bei dem Versuch einen Gastarbeiter aus Bangladesch ein Stück mitzunehmen, wird interveniert. Angeblich sei Trampen in Saudi Arabien verboten. Wie wir feststellen sollten, sind auch viele andere Dinge, die das Dasein lebenswerter machen in diesem Lande nicht erlaubt. So beispielsweise öffentliche Bibliotheken, Kinos, Theater, Konzerte, Discos, Clubs und Frauen am Steuer.


In Jeddah lernen wir Mamdouh und Hassan kennen, sie sind freiberuflich als Journalisten und Filmproduzenten tätig. Die Beiden laden uns auf ein typisch arabisches Abendessen ein, welches nach der langen Fahrt doppelt gut schmeckt. Auf vielen Tellerchen werden verschiedene Speisen wie Humos, Kufta, Tahina oder Babaganush serviert. Dazu gibt es offenheißes Fladenbrot. In einem Café in der Altstadt rauchen wir noch eine Shischa und trinken Tee. Viel mehr kann man abends in der Heimatstadt Bin Ladens auch nicht unternehmen.


Falafel werden hier auch von Gastarbeitern zubereitet


Jeddah ist eine Stadt mit Geschichte. Jedoch ist der Großteil der Altstadt in den letzten Jahren neuen Bürotürmen, Shopingmalls und breiten Straßen zum Opfer gefallen, so dass vom alten Charme nicht viel erhalten ist. So macht die Stadt mittlerweile einen sehr modernen Eindruck: Glasfassaden, zehnspurige Strassen und überall wird weitergebaut.


Altstadt Jeddahs zur Gebetszeit



Islamic Port Jeddah


Übrigens ist Jeddah zweimal im Guinessbuch der Rekorde verzeichnet, einmal gibt es die höchste Wasserfontäne zu bestaunen, außerdem ist der Stadtstrand mit 45km Ufer weltweit der Längste. Auf der Suche, um im roten Meer zu planschen, ist er aber nicht zu finden, nur betonierte Strandpromenaden oder steinige Küstenabschnitte.


Mamdouh lädt uns in die Wohnung seiner Familie ein. Im ca. 100 Quadratmeter großen Gästebereich der Wohnung können wir es uns gemütlich machen. Mamdouh erzählt, hier werden von seinem Vater Treffen seines Beduinenstammes abgehalten. Dieser ist in den Bergen südöstlich von Jeddah beheimatet und lebt unter Anderem vom Dattelanbau.
Obwohl wir drei Tage dort wohnen, begegnen wir im Gästebereich nicht einem anderen Familienmitglied. Der Wohnbereich bleibt der Familie vorbehalten. Auch wechseln wir in Saudi Arabien mit keiner einzigen Frau jemals ein Wort.



Gästebereich in Mamdouhs Wohnung


Leider hat uns die Regierung, auch „Big Brother“ genannt, nur ein Dreitagesvisum genehmigt. Zudem ist der Erwerb unserer Fährtikets sehr zeitaufwendig, so bleibt keine Zeit das Land weiter zu erkunden. Auch sind wir nicht mobil, da Flitzer schon zwei Tage vor Abfahrt zum Hafen muss. Am Ende bleiben wir vier Tage im Königreich, wie so oft hat sich der Abfahrtstermin der Fähre verschoben.