10. Februar 2008

Syrien

Im ersten Kontrollhäuschen bekommt Guido eine türkische Zigarette angeboten und stimmt die Beamten im Gegenzug mit indischen Zigaretten fröhlich so dass, die Passformalitäten auf türkischer Seite schnell erledigt sind. Jedoch ist im Zollhäuschen kein Beamter auszumachen. Nur ein paar andere Reisewillige stehen geduldig wartend vor einem leeren Häuschen. Wahrscheinlich ist gerade Gebetszeit und siehe da, keine zehn Minuten später taucht der erste Beamte auf.

Doch das nun beginnende Prozedere ist für uns nicht leicht zu durchschauen. Die Beamten sind teilweise in zivil gekleidet und treffen sich mit den Wartenden nicht vornehmlich am Kontrollhäuschen sondern mal hier auf eine Zigarette oder mal dort auf ein Pläuschen. Jedesmal werden viele Papiere und arabische bzw. türkische Worte getauscht.

Hetai´s geduldiges Warten vor dem Zollhäuschen zahlt sich nach einer guten halben Stunde aus. Unsere ebenso lange auf den Tisch des Beamten liegenden Papiere finden seine Beachtung und wir werden in sein Häuschen gebeten und kurze Zeit später verlassen wir die Türkei.
Auf syrischen Boden angekommen, bekommen wir nur kurz angebunden zu hören „go pay“ mit Armzeig in Richtung einer Baracke, die ein schräg hängendes, verwittertes Schild als Bank of Syria ausweißt. Die Miene des gemütlich dreinschauenden Bankangestellten nimmt bei Guidos Ankunft in seiner Bankfiliale freudige Züge an. Er fängt sofort an aufzuzählen wofür wir, wie viel zu bezahlen hätten. Versicherung, Straßengebühr, Dieselsteuer usw. und nennt uns eine Endsumme die wir in Dollar bezahlen sollen. Da es keine offizielle Preisliste für all die so schön klingenden, angeblichen Notwendigkeiten gibt, schwankt der Endpreis je nach Tageslaune des Beamten und Allahs Willen. Dies lasen wir schon vorher im Internet und waren daher nicht weiter überrascht. Da wir keine Dollar dabeihaben, bitten wir ihn in Euro bezahlen zu können. Daraus machte er seinen Angaben nach ein kleines privates Business und tauscht uns unsere Euro, zu einem hier besser nicht erwähnten Kurs in Dollar, um.

Nach der Bezahlung und der Ausfertigung einiger Papiere, werden wir zur Zollkontrolle gebeten. Der Zollbeamte fängt an auch die letzte Ordnung aus Flitzers Katakomben zu verbannen. Als er sich dabei seine Hand einklemmt, ist er überhaupt nicht begeistert. Doch einige Worte des Bankangestellten lassen ihn seinen Frust vergessen und von Dannen ziehen. Am Ende hat sich das private Business auch für uns gelohnt!

Vor unserer Weiterfahrt zeigt er uns noch begeistert sein Gewehr und neckt damit seinen Kollegen, Cowboy und Indianer am Grenzübergang…


fuer zehn Cent pro Liter tankt man schon mal voll

Ein paar hundert Kilometer entlang des Mittelmeeres und der libanesischen Grenze bringt uns Flitzer in die syrische Hauptstadt Damaskus zu einem Verwandten “Abed“. Hier werden wir freundlichst empfangen und erst einmal in einem mondänen Restaurant zum Abendessen eingeladen. Uns erwartet hier eine reich gedeckte Tafel was Ollis Stimmung offensichtlich hebt. Es werden verschiedenste Leckereien kredenzt. Als wir spät nachts im Hause der Familie ankommen, werden wir vom Rest der Familie erwartet und mit Tee, Kaffee, syrischen Zigaretten und Honiggebäck verwöhnt. Die Wasserpfeife wird angeheizt und in entspannter Atmosphäre unterhalten wir uns noch ein paar Stunden.

Am folgenden Tag können wir auf diese Weise am ganz normalen Familienleben einer modern ausgerichteten, syrischen Familie teilhaben. Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück, wird hier zum großen Teil die Freizeit vor dem Fernseher verbracht. Wobei bei Programmstreitigkeiten im Dschungel der verschieden Fernsehkanäle, das letzte Wort immer noch das männliche Familienoberhaupt inne hat.

Die Küche ist die Domäne der weiblichen Familienmitglieder. Als wir als kleines Dankeschön ein Abschiedsessen in der Küche zubereiten, sind wir wohl die ersten Männer an diesem Herd.

Souk in Damaskus

Damaskus ist eine sehr lebendige, pulsierende Stadt mit chaotischen Verkehradern, überfüllten Souks (Märkte) und engen, verwinkelten Gassen und unzähligen kleinen Läden in der Altstadt, die uns an ein Labyrinth erinnern. Vom Dach unseres Hauses aus, sticht besonders die hohe Anzahl von Satellitenschüsseln hervor.

Ueber den Daechern von Damaskus

Der relativ preiswerte Nahverkehr wird von überfüllten Kleinbussen bedient. An allen erdenklichen Stellen grinst einem das Konterfeil vom Präsidenten und seinem Vater entgegen. Diskretion am Geldautomaten scheint der Bevölkerung fremd zu sein. Die Kriminalitätsrate ist offensichtlich eher gering. So gibt beispielsweise eine Wartende beim Geldabheben am Automaten ihre Karte samt Geheimnummer einfach an andere Wartende ab und erhält auf diese Weise ihr Geld.

Syrer die wir in der Türkei trafen machten vor allem die Präsenz des Geheimdienstes dafür verantwortlich. Auch können wir uns über die Politik des Landes nur unter vorgehaltener Hand und nur im begrenzten Umfang mit einem Syrer in einem Kaffeehaus unterhalten. Nach zwei Tagen spuckt uns die Stadt wieder aus und wir fahren weiter nach Jordanien.

Wir sind nicht allein - am Geldautomat

Mit dem Grenzübertritt verlässt uns der gewohnte Anblick des Präsidenten und seines Vaters. Doch nun grüsst uns nicht selten der Blick des jordanischen Königs.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

dat is alles so typisch