10. Februar 2008

Deutschland - Tuerkei

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und Reiseberichte Sammlung

So, nun hier unsere ersten bescheidenen Erlebnisse.
Wie Ihr Euch sicherlich denken könnt geht es natürlich spektakulär los – und damit meine ich nicht unsere Party am Samstag in Berlin.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle die dabei waren. Es hat sehr viel Spaß gemacht mit Euch zu feiern!

An Abreise ist am Sonntag natürlich nicht wirklich zu denken, da wir uns alle etwas verkatert und verschlafen fühlen – war vorher natürlich nicht absehbar. Der Geburtstagsbrunch bei Yasmin hat Olli mit allerlei Leckereien und Kaffee halbwegs wieder auf die Beine gestellt so das er am Sonntag Abend schon mal mit el Passatow nach Dresden zu Julie und Robert aufbricht.

Am Montag wollen wir uns dann dort treffen und zusammen den Urlaub beginnen. Soweit der Plan.
Nachdem Guido und Hetai bei Leander in Schöneberg noch eine Ladung Fußbälle (ca. 40) für Kids in Afrika abholen – Danke dafür!- sind sie dann im strömenden Regen aus Berlin aufgebrochen. Das richtige Wetter um möglichst weit weg zu fahren.

Flitzer dreibeinig vor "unser" Selbsthilfewerkstatt
Am späten Nachmittag erreicht Olli in Dresden der Anruf, dass das Auto eine Panne hat und vor Lübben im schönen Spreewald zum Erliegen gekommen ist. Wow – schon knapp 100km gefahren… und schon einen fast beinahe Unfall. Leider hat vorne links ein Radlager das Zeitliche gesegnet und spontan das Rad blockiert. Nach kurzer aber heftiger Schlängelfahrt und natürlich gekonntem Haltemanöver geht es erst mal spritsparend auf ´nem ADAC-LKW weiter nach Lübben - ist echt schön dort. Die netten Leute bei Mercedes Benz schauen auch gleich in ihrem schlauen Computer und meinen die Reparatur würde so um die 1.500 Euro kosten. Es müssen also Alternativen her. Diese sollen sich am nächsten Tag ergeben.
Erstmal geht`s mit Hilfe von Robert weiter nach Dresden. Auf so einen Schreck muss Ablenkung her. Was hilft da am besten …. und es wird wieder viel zu spät.

Am nächsten Tag geht`s zurück nach Lübben um den Bus an entsprechender Stelle selbst zu zerlegen und bei Autotip in Berlin neue, preisgünstige Teile zu erwerben.

Kugeln united (Radlager)

Da uns das eine oder andere Spezialwerkzeug fehlt, fragen wir vorsichtig die Mercedes Werkstatt.

Guido hat mit seiner charmanten Art Stück für Stück die Leute für unser Problem zugänglich gemacht. Für zwei Fußbälle und eine kleine Auffrischung der Kaffeekasse verwandelt sich die Mercedes Benz Filiale für uns in eine „Fünfsterneselbsthilfewerkstatt“ mit fachmännischem Rat und einen für uns abgestellten Mitarbeiter.

Da die Sache nach einem Tag nicht erledigt ist und die Fußbälle ja eigentlich für andere Zwecke gedacht sind, bitten sie uns dann wenigstens ´ne Ansichtskarte aus Afrika zu schicken, was wir natürlich gerne tun werden. Tausend Dank noch mal und weiter so!!!

Die Nacht im Spreewald verbringen wir auf der Hazienda von Alex und Janosch am Kamin und in der Sauna. Zum ersten Mal stellt sich Urlaubsfeeling ein. Warum nicht einfach hier bleiben?!

Abends kommen wir in Dresden an, sammeln unsere Sachen bei Robert & Julie ein und brechen gegen 20Uhr mit Ziel Istanbul auf.

Als uns auf der Autobahn ein LKW nach dem Anderen überholt, stellen wir uns mental auf eine längere Fahrt ein. Trotzdem purzelten die Stunden und Kilometer, die Sprache auf den Schildern ändert sich und siehe da irgendwann ist auch türkisch dabei.

Zwischendurch müssen wir „Flitzer“ - diesen Namen hat sich unser Bus nun wirklich verdient - noch zweimal fachmännisch davon überzeugen doch bitte weiter zu fahren.

Wer jetzt wie wir denkt, in Istanbul ist es warm, hat sich getäuscht. Es grüßt uns ein trügerischer blauer Himmel mit herrlichem Sonnenschein aber ansonsten ist es arschkalt.

Da Hetai schon mal hier war, meint er wir sollten nach Taksim fahren und uns dort ein preiswertes Hotel suchen. Ohne uns im Wirrwarr der Schilder zu verfangen und Dank Olli`s Fahrkünsten hat das auch gut funktioniert.

Der Stadtteil Taksim ist ganz nach unserem Geschmack. Einladende Kneipen, Bars und Clubs wechseln einander ab. Es sieht nicht nach Langeweile aus. Unserer allgemeinen Erschöpfung geschuldet, legen wir erstmal eine Siesta ein.

Klänge von Livemusik um uns herum, lässt uns dann aber doch in eine interessante Nacht aufbrechen. Zielsicher landen wir in der nächsten Rockkneipe, in der die Hausband von Queen über Pink Floyd bis Led Zeppelin musikalisch zu überzeugen weiß.

Sie gaben alles...

Unsere ersten Kontaktaufnahmen mit Einheimischen sind sehr angenehm und enden mit gegenseitigen Geschenken - Beedes (indische Kippen) für sie, Dope für uns.

Außerdem empfehlen sie uns ihr Nationalgetränk Raki. Diesem Vorschlag kommen wir aus kulturellem Interesse prompt nach, was in späten philosophischen Gesprächen auf dem Hotelzimmer endet….

Nachdem wir uns richtig ausgeschlafen und heiß geduscht haben, erschließen wir die Stadt auf Schusters Rappen.

Sultanahmet Camii

Da Guido gute Erinnerungen mit dem Fischbasar verbindet, brechen wir in die vermutete Richtung auf. Nebenbei entdecken wir die hiesige „Herbertstraße“ lassen diese aber links liegen.

Unser unbestimmt bestimmter Weg führt uns durch faszinierende enge Gassen vorbei an einem Wahrzeichen Istanbuls: Galata Kulesi, einem Feldsteinturm aus dem 15. Jahrhundert bis hinunter an den Hafen. Dort schlendern wir über den Fischbasar und weiter über eine Brücke Richtung Hagia Sofia.

beim Fischbasar

Bevor wir diese erreichen, wohnen wir in der Moschee Süleymaniye Camil, einem der vielen Gottesdienste bei. Olli denkt jetzt über den Beitritt zum Islam nach….

in der Süleymaniye Camii (Moschee)


Am Abend zurück in Taksim ist der Weg zur nächsten Liveband nicht weit. Eine andere Bar eine andere Band kein Rock & Roll sondern türkische Folkmusik. Kaum an unserem Tisch angekommen, werden wir von der Band nach unserer Herkunft befragt und aufgefordert unsere musikalischen Fähigkeiten, auf der Bühne mit einzubringen. Dies wollen wir den anderen Anwesenden nicht antun und lehnen höfflich ab.

Auch besser so, als der charismatische Geiger beginnt sein Instrument zu traktieren, hält es kaum jemanden auf den Stühlen und in der Enge der Bar wird so gut es geht um die Tische getanzt… der Boden bebt.

Disko in istanbul.mov

Nach einer Bootsfahrt über den Bosporus auf die weitaus größere asiatische Seite Istanbuls heißt es am Abend auch schon „Güle Güle“ Istanbul.


Istanbul-Taksim

Galata Brücke und Galataturm nachts

Auf unserer nächtlichen Fahrt Richtung Ankara mit Ziel Kapadokien wandelt sich die Landschaft mit jedem Höhenmeter den Flitzer bezwingt in eine tief verschneite Winteridylle. Die ersten vereinzelten Schneeflocken wandeln sich in dichtes Schneetreiben. Wunderschön, doch nach stundenlangem Flockentreiben im Gegenlicht setzt eine nicht geahnte hypnotisierende Wirkung ein. Olli schläft, Hetai ist nicht weit davon entfernt und Guido hätte sich nicht mehr darüber gewundert wenn Yeti als Tramper am Straßenrand erschienen wäre.

An unserer ersten Raststätte streikt dann auch Flitzer und lässt sich nur durch anschieben von einer Weiterfahrt überzeugen. Im tiefen Schnee ist das nur mit Unterstützung der hilfsbereiten Raststättenbelegschaft möglich.

Winterferien in der Tuerkei

Da wir den Tipp, Schneeketten mit in die Türkei zu nehmen, eher witzig fanden versinkt Kapadokien für uns in unerreichbare, schneeweiße Entfernung. Da wir mental eher auf Wärme eingestellt sind, entscheiden wir uns für eine Richtungsänderung. Durch mondähnliche Landschaften vorbei am Salzsee Tuz (hat angeblich eine höhere Salzkonzentration als das tote Meer) steuern wir auf´s östliche Mittelmeer zu.

Auf einen Tee mit dem Tankstellenbesitzer

Nach durchfahrener Nacht und kurzer Reparaturpause in Adana erreichen wir am Nachmittag die Küstenstadt Karatas.

In Ufernähe finden wir einen relativ ruhigen Parkplatz mit Meerblick. Ali, der Pächter der öffentlichen Bedürfnisanstalt lädt uns gleich zu einem Tee ein. Er spricht leider nur türkisch ist aber anscheinend neben Atatürk auch gut auf Deutsche zu sprechen.

Nach kurzer Zeit realisieren wir, dass sich sein Wirkungsbereich nicht nur auf die öffentliche Toilette im Atatürkpark, sondern auch auf eine Baracke nebenan, ein Restaurant und eine weitere kostenfreie Toilette erstreckt. Nachdem er uns einen Stellplatz neben dem Atatürkpark zuweißt und einige Bier mit uns teilt, wird er für uns zu einen quasi Schutzpatron in Karatas. Als Zeichen seiner Gastfreundschaft elektrifiziert Ali eines seiner Klohäuschen für uns, was auch nachts beste Sichtverhältnisse garantiert. Leider werden gewisse Sprachbarrieren nicht überwunden.

Derweil ist Guido mit seiner nächtlichen Suzucmahlzeit beschäftigt, die wohl nicht die frischeste gewesen sein dürfte, worauf sich dieselbe nach einigem Bauchgrummeln in den Park des „Vaters aller Türken“ ergießt. Danach geht es ihm besser und Atatürk hätte es in diesem Fall bestimmt nicht krumm genommen. Warum sind solche Parks auch so groß?

Ein lachender Ali in unserer Mitte (Olli muss knipsen)

Nachdem uns auch an der Mittelmeerküste nicht das erwartete mediterrane Klima empfängt, sondern wir des Nachts die Mützen nicht vom Kopf nehmen, suchen wir Zuflucht im örtlichen, hoffentlich gut beheizten Hamam. Dieses in Iskenderun ist leider eine reine Männerdomäne. Glücklicherweise ward uns das männliche Geschlecht gegeben, und wir erhalten freundlichst Einlass.

Das Gebäude ein alter doppelter Kuppelbau mit kleinen gen Himmel weisenden sternförmigen Fenstern empfängt uns mit seinem orientalischen Charme und dem dazu passendem Klima. Der erste geräumige Raum beherbergt den Empfangsbereich, die Kasse, den Umkleidebereich und die Handtuchtrockenanlage. Ein großer mit Holzkohle beheizter Wäschetrockner auf dem die in Rotation befindlichen benutzten Handtücher für den nächsten Gast getrocknet und vorgewärmt werden.

Im Umkleidebereich müssen wir uns bis auf die Unterhose nackig machen und erhalten Badelatschen und ein mollig warmes Handtuch.

Der nette Herr vom Einlass führt uns in den Nachbarraum unter der zweiten Kuppel, vorbei an Massagetischen auf denen Gäste es sichtlich genießen ordentlich durchgeknetet und abgerubbelt zu werden.

Dort herrscht ein feuchtheißes Klima. In der Mitte des Raumes befindet sich ein großes beheiztes steinernes Podest auf dem Mann, sich gegenseitig massiert, einfach nur entspannt oder sich mit seinem Nachbarn unterhält.

Kreisförmig um das Podest sind Separees verschiedener Größe angeordnet. Unsere Neugierde lässt uns das erstbeste erkunden. Die eher spartanische Einrichtung besteht lediglich aus zwei hölzernen Sitzgelegenheiten einer Schüssel und einem steinernem Behälter, darüber zwei Wasserhähne. Was tun? Den Wasserbehälter durch die zwei Wasserhähne befüllen, mit der Schüssel daraus schöpfen und sich übergießen. Eine etwas anders geartete Duschkabine. In den anderen Separees das gleiche Duschequipment.

Nach reichlichem Schüsseln machen wir es uns auf dem Steinpodest gemütlich. Es gibt keine Berührungsängste man liegt dicht aneinander, um uns wird fleißig massiert. So freunden auch wir uns mit dem Gedanken an, selbiges zu genießen. Ansonsten gibt es bis auf´s Schüsseln und Herumliegen eh nicht all zuviel zu tun.

Wir lassen den Massagemeistern unser Anliegen wissen und liegen wenig später auf einem der Massagetische. Zuerst wird einem mit einer Bürste gefühlt gut die Hälfte der Haut vom Körper geschrubbt. Dabei bilden sich viele kleine Hautröllchen und fallen zu Boden, die waren dann wohl überflüssig. Darauf folgt eine sehr angenehme viel zu kurze Massage, welche jeh von einer kraftvollen Neuausrichtung der Extremitäten abgelöst wird.

Danach ist Schüsseln angesagt. Zu guter Letzt werden wir fachmännisch abgeseift um uns nach neuerlichem Schüsseln so jung und schön wie seit langem nicht zu fühlen.
Wir verbringen noch einige Zeit in diesem Gefühl schwelgend auf dem Steinpodest. Als wir dieses dann verlassen, haben Hetais Haare etwas von ihrem rot verloren und das Steinpodest dazu gewonnen.

Die Strasse zur türkisch syrischen Grenze windet sich durch kleine Dörfer vorbei an Feldern auf Bergterrassen hinauf zum verloren wirkenden Grenzübergang.

Tuerkisch-Syrischer Grenzuebergang

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ñaurtai`rtu

Anonym hat gesagt…

mit den Schafen habtas wohl. Abba echt Klasse is die Disco in Istanbul.