10. November 2008

Kenia

Die kenianische Grenze begrüßt uns mit freundlichen Grenzern, ab jetzt mit dem deutschen G3 und nicht mehr mit der Kalaschnikow ausgerüstet. Wir holen uns in Äthiopien den Ausreisestempel mit kleinen Bedenken (Visa und Carnet waren seit Tagen abgelaufen). Da kommt uns der Zufall zur Hilfe.
Der zuständige Grenzer hat seit geschätzten drei Tagen einen Computer. Oh Wunder der Technik! Da er sehr unbedarft ist und die Tastatur und Software noch nicht versteht hilft Olli ihm beim erstellen der nötigen Eintragungen. Bei der Eingabe der Visadaten taucht immer wieder in einem großen Fenster das Word “expired “ (abgelaufen) wie eine Windows- Fehlermeldung auf. Er ist etwas verwirrt über die blöde Software und ändert dann das Datum auf unser empfehlen hin auf einige Tage früher. Erledigt!

Das neue Visum für Kenia bekommen wir ohne Probleme. Danach stellte sich raus, dass es leider schon zu spät ist um das Carnet auch noch zu stempeln. Erst am nächsten Tage ist dies möglich. Obendrein sollen wir uns doch lieber einem bewaffneten Konvoi anschließen der am nächsten Tag früh losgeht. Die Gegend ist wohl wieder mal von Rebellen beherrscht.

Da wir uns auf kenianischer Seite noch nicht recht auskennen und mit dem Auto sowieso nicht rein dürfen ziehen wir es vor in Äthiopien zu übernachten. Nach einigen Erklärungen an die Grenzer können wir dann auch ohne gültige Papiere wieder einreisen. Für die Nacht finden wir einen recht anständigen Campingplatz in nächster Nähe wo wir dann auch noch das restliche Geld loswerden können. Vorher haben wir noch einiges an Geld getauscht um kräftig Diesel zu tanken. Aber leider sind alle örtlichen Tankstellen restlos ausverkauft. Daher haben wir dann ne Menge an Zigaretten gekauft, die wie fast alles deutlich billiger diesseits der Grenze sind.

Auf dem Campingplatz treffen wir dann auch eine österreichische “Reisegruppe“ wieder, die uns im Omo-Valley in völlig verlassener Gegend auf unmöglicher Piste mit einem neuen VW- Allradbus und einem kleinen armeeähnlichen Geländeauto entgegen kamen. Nun stellt euch unsere Gesichter vor. Ein neuer VW- Bus mit allem Schnickschnack mitten in Afrika. Das ist ungefähr so als wenn zu Hause ein UFO vor der Tür landet. Die Besitzer, die wir dann diesen Abend näher kennen lernen, sind die halbe Führungsriege von einer österreichischen Firma die hochwertige Kunststoffe produziert. Sie nehmen sich jedes Jahr ein paar Wochen Zeit um ein Stück weiter Afrika auf eigenen Wegen zu erkunden. Das hält anscheinend sehr jung da zwei der Herren knapp 70 Jahre alt sind und wie frische 50 aussehen. Respekt! Sie lassen es sich an diesem Abend nicht nehmen uns, bei einem angenehmen Gespräch, auf einen leckeren, von zu Hause mitgebrachten Whisky einzuladen.
Nächsten Morgen klingelt der Wecker früh und wir brechen noch recht verschlafen Richtung Kenia auf.

Kenia macht seit Anfang an einen sehr entspannten Eindruck. Die Menschen sind hier viel sympathischer und nerven nicht so sehr wie in Äthiopien. Man wird nicht ständig umringt und mit „youyou, give me“ zugetextet. Manchmal lagen unsere Nerven wirklich blank.

Trotz der Empfehlung der Grenzer im bewaffneten Konvoi zu fahren machen wir uns alleine auf den Weg. Wir wissen, dass die nächsten 550 Kilometer übelster Piste mit Flitzer und abermals Rebellenwarnungen nicht ganz einfach werden und beschließen unser eigenes Tempo zu fahren. Am ersten Tag schaffen wir es bis zu “Henry de Swiss“ in Marsabit. Er ist ein Schweitzer Eidgenosse der hier eine Baufirma, Bäckerei und Familie hat, hauptsächlich für die örtliche Kirche baut und nebenbei einen Campingplatz betreibt. In diesen “unsicheren“ Zeiten sind wir neben ein paar Engländern die einzigen seiner Gäste. Wir genießen den Abend bei Bratkartoffeln, Bier und echtem Käse. Dieser ist von Henry und man kann ihn wohl in Nairobi kaufen. Für uns ist es ein Festmahl der besonderen Art. Käse kann ganz irre gut schmecken nach einiger Zeit der Abstinenz und irgendwo in Afrika.

Da die Regenzeit uns doch auf den Fersen ist und sich das Wetter und somit auch die Piste zunehmend verschlechtern geht’s nach zwei Tagen weiter. Der Weg verlangt alles von uns und dem Flitzermobil. Er ist von Lkws und Landrovern so ausgefahren, dass wir nicht in der Spur fahren können ohne zwangsweise die Ölwanne und einiges Andere zu verlieren. Folglich fahren wir obenauf, links oder rechts daneben. Das verlangt höchste Konzentration, denn jeder Meter kann ansonsten der letzte gewesen sein. Nach drei Stunden kommt man sich als Fahrer wie nach einem zehn Stunden Arbeitstag vor. Dann tauschen wir. Das Ergebnis, 180 Kilometer an einem Tag. Nicht schlecht, oder?! Man erinnert sich nur noch vage an deutsche Autobahnen und ist sich nicht mehr ganz sicher ob es die dann auch wirklich gibt.

Abends schauen wir uns dann nach einem geeigneten Schlafplätzchen außerhalb eines Dorfes um und werden bald von Einheimischen besucht. Sie erklären, dass man hier auf keinen Fall draußen schlafen kann, ist wohl zu gefährlich. Sie bekommen alsbald mit das eine nahe gelegene Lodge nicht unseren Bedürfnissen von preiswertem Reisen entspricht und empfehlen uns eine nahe gelegene Polizeistation mit einem großen Hof. Das ist ihr Ernst und schon fahren wir mit einem Begleiter hin. Dann streikt der Motor und wir blockieren ungewollt die Einfahrt zum Polizeihof für einige Minuten. Verdutzte, aber freundliche Polizisten umrunden uns neugierig, und tatsächlich können wir bei ihnen die Nacht verbringen. Wir stellen Tisch und Stühle raus, hören etwas Musik und bereiten ein leckeres Abendmahl mit Kartoffeln und Gemüse unter Polizeiaufsicht. Am nächsten Morgen bedanken wir uns für die Gastfreundlichkeit und es geht weiter.

Für diesen Tag haben wir etwas Besonderes geplant. Wir wollen ein Projekt für Solarkocher besuchen, das Berliner ein paar Jahre zuvor ins Leben gerufen haben. Als wir dort ankommen finden wir auch sofort ehemalige Projektbeteiligte die uns liebend gern die Überreste zeigen. Dafür wurde von den Deutschen ein Steinhaus gebaut indem jetzt eine Familie wohnt und die nicht verkauften Kocher in einer Ecke verrosten. Die Idee war vielleicht sehr gut, hat sich aber nicht durchgesetzt. Traditionell wird hier eben auf einem Holzfeuer im Haus gekocht. Außerdem, so der Glaube, könnte wenn man draußen kocht ein schlecht gesinnter Nachbar den so genannten Bösen Blick werfen und damit das Essen vergiften. Über einen aus Deutschland hergebrachten großen Mercedes-LKW freuen sie sich schon eher. Leider hat er einen kapitalen Schaden und rostet deshalb ebenfalls vor sich hin, bis mal eventuell jemand mit Ersatzteilen kommt. Naja vielleicht passiert das ja noch…

Auf der Abfahrt erfahren wir das ganz in der Nähe eine Deutsche lebt und für die AIC (African Inland Church) tätig ist. Unsere Neugier ist geweckt und wir machen uns auf die Suche. Eine Deutsche hier, so weit weg von unserer Zivilisation, das schweißt schon mal unbekannter Weise zusammen. Wir fragen uns durch. Schließlich stehen wir vor Frau Dr. Eva`s Haus um dann zu erfahren dass sie auf einem Kongress, eine halbe Tagesreise entfernt ist.
Ihr Hausangestellter, ein junger Mann bittet uns trotzdem rein und versucht sie telefonisch zu erreichen, damit wir mit ihr sprechen können. Da die Verbindung leider zu schlecht ist gibt sie per SMS Bescheid, dass er uns ein leckeres Abendbrot zaubern soll und wir herzlich eingeladen sind in ihrem Haus zu nächtigen. Das Angebot nehmen wir erfreut an. Ein Haus mit Dusche und echten Matratzen zum Schlafen auf der Terrasse sind toll. Der Abend wird ganz heiter da immer mehr “Freunde“ auftauchen und sich interessante Gespräche ergeben. In der Nacht beginnt es ordentlich zu Regnen. Wir sollen in unseren Sandalen möglichst nicht draußen herumlaufen da, so wie bei uns die Regenwürmer hier viele kleine Skorpione aus dem Boden krabbeln.

Heute wollen wir dann unsere unbekannte Gastgeberin besuchen und machen auf unserem Weg einen Stop beim Kongress. Wir treffen Eva und unterhalten uns bei Tee mit Ihr bevor es weitergeht. Sie ist Anästhesistin und Notärztin, arbeitet ca. zwei Monate jährlich in Deutschland und hat dann genug Geld verdient um den Rest des Jahres hier in Kenia ehrenamtlich tätig zu sein. Sie genießt sehr großen Respekt bei den Einheimischen obwohl sie auf ihre und andere Kirchen nicht allzu gut zu sprechen ist. Korruption und Machtgerangel gibt es auch hier.
In Afrika gibt es tausende verschiedene Kirchen. Manchmal hat man den Eindruck das jeder durchgeknallte Prediger hierher gegangen ist um seine eigenen Ideen und Ideale mit “Schäfchen“ zu bereichern.

In Isiolo erreichen wir dann endlich Asphalt und können ganz entspannt westlich den Mount Kenya passieren und nach Nairobi fahren. Nebenbei haben wir das erste Mal den Äquator überquert. War aber eher unspektakulär. Man würde ja im Normalfall mit extremen Temperaturen rechnen aber da hier gerade Regenzeit ist und wir auch noch bei ca. 1.500 Meter ü. NN sind, liegen diese tagsüber bei ca. 25Grad und nachts so um die 18Grad. Sehr angenehm für ausgeprägte Mitteleuropäer!


In Nairobi haben wir eine entspannte Atmosphäre in der Jungle-Junction gefunden. Ein kleines abgeschottetes Paradies, inmitten eines reichen Stadtteils namens Lavington mit vielen “gated areas“ um uns herum und ein Slum fünf Minuten Fußweg weiter.
Komische Welt. Als wir dann noch in einem Supermarkt sind, der sich in Deutschland hervorragend machen würde waren wir verwirrt und unsicher ob das noch Afrika sein soll. Die Kundschaft besteht hauptsächlich aus Weißen und wir denken so muss Apartheid ausgesehen haben. Alles ist mit Elektrozäunen umringt, bewaffneten Guards bewacht, und man kommt nur mit entsprechendem Aussehen rein. Eigentlich schreit alles in einem: ich will wieder weg, aber die Ruhe und Zurückgezogenheit die man hier genießen kann ist doch sehr verführerisch. Das fühlt sich mal wie Urlaub an.

Am neuen Tag wollen wir uns etwas um Flitzer kümmern. Wir kaufen ihm ein paar neue Stoßdämpfer für hinten. Die jetzigen sind jedenfalls völlig fertig und wir springen nur noch lustig, wie ein Laubfrosch mit Känguru- Ambitionen durch die Gegend. Das Ergebnis ist sehr überzeugend und wir freuen uns über die Investition.

Die Jungle Junction gehört Chris. Er ist ein echter Schwabe der den größten Teil seines Lebens in Indien und Afrika verbracht hat und jetzt mit vierzig und Familie doch sesshaft geworden ist. Bei ihm fühlt man sich wie zu Hause und trifft interessante Menschen, die ähnlich unterwegs sind.
Eine dieser überaus erfreulichen Bekanntschaften ist Carola. Sie war viele Jahre als Journalistin unterwegs und hat dabei ihr Herz an Afrika, speziell Simbabwe verloren. Da aber die politische Situation es dort nicht zulässt als Weißer zu leben ist sie auf Tansania, Moschi, am Fuße des Kilimandscharo ausgewichen, wo wir sie hoffentlich nächstes Jahr noch besuchen werden.
Sie kommt ab und zu nach Nairobi um hier im Flair der Großstadt, wie sie sagt “Urlaub zu machen“. Zum kennen lernen laden wir sie gleich mal zum leckeren Grillen mit Rinderfilet, Salat und Bratkartoffeln ein. Bei Bier und interessanten Gesprächen endet der Abend spät.
Nachdem wir ein paar Tage nichts außer Lesen, Träumen, Stadtbesichtigung und Abhängen gemacht haben entscheiden wir uns vom ursprünglichen Plan, über Uganda und Ruanda weiter nach Tansania zu fahren, Abstand zu nehmen.

Dies hat mehrere Gründe. Zum Beispiel stellte sich raus, dass der Verkauf von Flitzer in dieser Gegend mit Linksverkehr und zum Teil unglaublich hohen Steuern legal einfach nicht möglich ist und sehr großen Stress bedeuten würde. Wahrscheinlich würden wir auch die in Deutschland hinterlegte Kaution von 1.500Euro für das “Carnet de Passage“ nicht wieder bekommen da die Papiere hierfür einfach in Ordnung sein müssen. So wollen wir Flitzer in Nairobi belassen und nächstes Jahr wieder kommen und weiter Richtung Süden fahren.

Da wir gerade in bester Urlaubsstimmung sind, entscheiden wir uns nach Osten die 600 Kilometer nach Mombasa an den Indischen Ozean zu fahren und dort die Traumstrände zu besuchen. Dieser Trip kostet uns zwei Tage und eine Nacht und man weiß aus Erinnerungen gleich wieder wozu eigentlich Straßenschilder mit Wegangaben gut sein können, denn nach dem unglaublichen Verkehrsgewühl in der Stadt finden wir uns mit einem mal am International Airport von Kenia wieder. Die Straße ist eine Einbahnstraße und wir müssen Polizei und Militärposten passieren, also erst mal rein´fahren um wieder rauszukommen. Mein Gott, wenn nicht mal der wichtigste Flughafen des Landes ausgeschildert ist, wie sollen wir dann Mombasa finden....

Auf dem richtigen Weg geht der Adrenalinspiegel mal wieder richtig hoch, als uns auf der nächtlichen Piste zwei LKW auf gleicher Höhe entgegen kommen. Erst rätseln wir noch und wischen uns die Augen ob das was wir dort sehen keine Fata Morgana ist und dann nur noch ein einhelliges Geschrei: Runter, runter, runter!!!
Wir können unser Heil nur noch im Verlassen der Straße suchen ohne zu ahnen wie es denn dort wirklich aussieht. Ein bisschen Glück braucht man dabei und so geht’s nur so 20- 30cm runter und wir stehen mit einem großen Schreck in einer Staubwolke, lebend und unversehrt.

In Mombasa angekommen stellen wir fest, das auch hier hoffnungslos viel Verkehr herrscht aber wir doch eigentlich Meer und weißen Strand mit Palmen sehen wollen. Also nehmen wir die nächste Fähre um Richtung Süden den Hafen zu überqueren. Dabei werden wir natürlich vom Beamten als großer LKW eingestuft, was einige Diskussionen und das Verpassen der ersten Fähre mit sich bringt.
Ende gut, alles gut und wir entscheiden uns Tiwi- Beach anzusteuern, da dort ein ruhiger preiswerter Campingplatz direkt am Strand sein soll. Nach kurzen Preisverhandlungen mit dem Verwalter bezahlen wir zwei Euro pro Person für die Übernachtung, und wir parken Flitzer wie im Bilderbuch unter Südseepalmen am weißen Sandstrand und sind ganz allein im Paradies.

Campingplatz sieht dort so aus das es ein verträumtes Ressort mit hauptsächlich Bungalows und Zimmern zum Mieten gibt. Eigentlich treiben sich hier eher Europäer und Amerikaner rum die die hohen Preise von bis zu sieben Euro für ein Essen ohne weiteres bezahlen können und wollen. Uns kommt das fast märchenhaft teuer vor, da wir ja schon einige Zeit ganz privat im Land unterwegs sind. Ein Kenianer dürfte im Durchschnitt so ungefähr zwei Euro am Tag verdienen.
Meist gehören solche Einrichtungen Indern die viel Geld in Kenia verdienen und eine eigene Oberschicht darstellen. Jetzt haben wir also seit langem endlich mal wieder Meer vor uns und sind ziemlich happy.

Als unsere ständigen Begleiter, die Affen auch hier auftauchen ist die Welt also im Lot und wir kümmern uns um ein Lagerfeuer und Grillzeug für den Abend. Dazu müssen wir zehn Kilometer in den nächsten Ort fahren. Da bekommen wir alles auf dem Markt unter freiem Himmel und stellen fest, dass der im Moment nicht vorhandene Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Gegend ist. Die Hotels und Ferienanlagen machen einen traurigen, verwaisten Eindruck. Die Unruhen und vielen Toten im Kontext der Wahlen haben auch hier fast alles zum Erliegen gebracht. Wir stellen fest, dass Tiwi- Beach die richtige Entscheidung zum Verweilen war, denn bei einem Besuch des örtlichen Strandes, dem Diani- Beach werden wir in kürzester Zeit von Einheimischen umringt die in Ermangelung anderer Touristen über uns wie Heuschrecken herfallen. Das gibt einiges an Stress und wir sehen zu weg zu kommen. Zurück an unserem Strand lassen wir es gemütlich angehen. Wir baden, wandern, dösen in der Sonne spielen Skat oder unterhalten uns mit den Einheimischen sowie vereinzelten Gästen.

Am dritten Morgen dürfen wir die Affen wieder etwas näher kennen lernen. Guido und Olli sitzen beim allmorgendlichen Kaffee auf der Terrasse und werden darauf aufmerksam gemacht, dass sich Affen am Auto aufhalten. Wir schauen zum etwa 30 Meter entfernten Flitzer in dem Hetai ruhig und gemütlich schläft. Da im Innenraum ordentlich Bewegung ist denken wir er ist erwacht und steht gerade auf. Doch weit gefehlt. Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass Hetai noch schläft und eine Horde Affen gerade dabei ist unsere Vorräte an Bananen und Gemüse zu plündern. Seine Anwesenheit stört sie nicht im Geringsten! Sie sitzen wie selbstverständlich neben ihm auf dem Bett und lassen es sich schmecken bis wir sie aufschrecken.

Da wir nun am indischen Ozean sind wollen wir natürlich auch etwas von der Unterwasserwelt erleben und entscheiden uns zu Schnorcheln. Ein Einheimischer zeigt uns so genannte Swimmingpools. Das sind Höhlen und Becken an einem nicht weit entfernten Stück Felsküste die bei Ebbe nur knöcheltief unter Wasser liegen und drei bis vier Meter tief sind. Das erinnert uns eins zu eins an die Aquarien in heimischen Wohnzimmern und wir genießen das Gefühl mittendrin zu tauchen. Guido hat etwas Pech und erwischt bei einer seiner erkundeten Höhlen prompt eine ganz enge die über und über mit den kleinen Schwarzen, mit den langen Stacheln voll ist. Um da wieder raus zukommen bleibt ihm nur die Flucht zur Oberfläche. Nachdem er einige der Seeigel gelöst hat kann er aussteigen. Das gehört dann in die Kategorie: Muss man nicht haben!

Nach einigen Tagen “Ferien“ geht’s weiter in Richtung Süden in die Nähe der Grenze zu Tansania. Hier gibt es etwas vorgelagert einen Meeresnationalpark bei Shimoni, einer Halbinsel. Es kommen sonst viele Touristen zum Tauchen oder Hochseeangeln her. Wir entscheiden uns, nur die berühmten Höhlen zu besichtigen, die sich über 15 Kilometer erstrecken und in denen der Legende nach Sklaven gehalten wurden, bevor man sie nach Arabien abtransportierte. So beeindruckt waren wir dann aber nicht. Nur bei der Vorstellung über die Mengen der Sklaven die hier eingepfercht gewesen sein sollen waren wir schockiert. Ansonsten ist jede Höhle im Harz spannender.

Wir machen uns auf den Rückweg nach Nairobi, ohne natürlich Mombasa auszulassen. Mombasa wurde im 11. Jahrhundert von Arabern gegründet und ist heute der wichtigste Hafen in Ostafrika. Uns hat besonders die Altstadt gefallen, die mit engen Gassen und hübschen Häusern an die Hochzeit der Araber hier erinnert. Wie auch das Fort Jesus, von den Portugiesen gegründet hat hier alles seinen eigenen Charme.
Auf der Straße nach Nairobi, die übrigens wie vieles hier von den Chinesen gebaut wurde, fahren wir am größten Nationalpark Kenias, dem Tsavo-East und dem Kilimandscharo vorbei, ohne allerdings zu verweilen.

Unsere Reise geht über Nakuru nach Kisumu am Victoriasee ins Rift Valley im Westen Kenias. Dort haben wir uns über den Hospitality-Club mit einer Frau verabredet die wir besuchen wollen.
In Nakuru halten wir um zu Telefonieren um uns schon mal anzukündigen. Dazu müssen wir das Auto verlassen und einen Telefonshop suchen. Wir sind noch keine drei Minuten vom Auto weg als jemand versucht die Fahrertür aufzubrechen. Olli läuft schreiend hin und der Typ flüchtet. Das Türschloss ist hin. Naja eigentlich auch kein Wunder. Die Gegend in der wir angehalten haben sieht echt etwas zwielichtig aus. Uns ist jedenfalls die Lust auf einen längeren Aufenthalt vergangen. Wir fahren weiter. Die asphaltierte Straße nach Kisumu ist so unglaublich mies das wir uns eine Piste wünschen. Die Schlaglöcher sind zahlreicher als der eigentliche Belag und so tief das jedes unsere Bodenwanne zerstören kann. Wir fahren stundenlang Schrittgeschwindigkeit und suchen dann auf einem Nebenweg in den Bergen einen Schlafplatz. Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonnenstrahlen und wunderschöner Landschaft. Rund herum befinden sich auf den Hügeln Teeplantagen im satten Grün.

In Kisumu angekommen erfahren wir, dass unsere zukünftige Bekanntschaft am örtlichen Flughafen arbeitet und wir sie dort zum Feierabend abholen können. Wir laden sie zu einem Bier in einem Hotel in der nähe ihrer Wohnung ein. Sie erzählt uns ausführlich von den starken Unruhen im Zusammenhang mit den Wahlen einige Wochen zuvor. Dabei haben sich die Volksgruppen bürgerkriegsähnlich bekämpft. Es gab Tote, viele Verletzte, ausgebrannte Tankstellen und Häuser. Abends lernen wir die ganze Familie kennen. Die geschiedene Mutter und drei Geschwister leben in drei kleinen Zimmern, Küche, Bad, Strom und fließend Wasser in einem Hof, umgeben von zwei Meter hohen Wänden und einem Stahltor zur Straße. Nachts bewachen zwei Furcht einflößende Hunde den Hof. Da Olli seine Schuhe draußen vergessen hat sind sie am nächsten Tag etwas zerfleddert.

Die Familie lebt für afrikanische Verhältnisse durchaus in einem gewissen Luxus. Sie sind aufgeschlossen und freundlich. Auch hier läuft den ganzen Tag der Fernseher. Einer der Söhne hat gerade sein Jurastudium abgeschlossen. Nur ohne die richtigen Beziehungen ist kein Job in Aussicht, so studiert er nun das niveauvolle Fernsehprogramm. Mit viel Spannung wird ein Sprintwettkampf verfolgt an dem ein anderer Sohn teilnimmt. Es geht für ihn darum sich für die olympischen Spiele in Peking zu qualifizieren. Als kleines Dankeschön für die nette Unterbringung wollen wir ihnen ein deutsches Essen kochen. Da es Hetai und Guido an diesem Abend nicht gut geht steht Olli am Ende allein mit Dora der Mutter der Familie in der Küche. Es ist hier durchaus nicht alltäglich, dass sich ein Mann in der Küche betätigt. Dora ist so angetan von Ollis Kochkünsten, dass sie sich augenscheinlich in ihn verliebt. Dies zeigt sie ihm auf unterschiedliche Art und Weise. Da diese Liebe wie so oft nicht auf Gegenliebe stößt, drängt uns Olli am nächsten Tag doch lieber vorzeitig abzureisen.

Auch in und um Eldoret der größten Stadt im Rift Valley haben die Auseinandersetzungen nach den Wahlen ihre Spuren hinterlassen. Hier sind viele neue Flüchtlingslager entstanden.Als wir in einem Restaurant sitzen spricht uns ein Inder an und lädt uns auf seinen Campingplatz ein. Von diesem haben wir schon gehört. Er hat sich hier seine majestätische Traumwelt gebaut. Geträumt hat er sehr organisch. Es gibt keine geraden Linien alles verläuft in Wellen. Vereinzelt stehen Gebäude herum die von Gaudi erdacht sein könnten. Keines gleicht dem Anderen. Ein großzügiger Swimmingpool wird durch einen künstlichen Wasserfall gespeist. Ein mäandernder Tunnel schlängelt sich zu einem großen Pavillon. Dieser besteht aus mehreren Ebenen, ein Bach versorgt die exotischen Pflanzen die in seinem Inneren wachsen. Das alles war bestimmt nicht billig. Nebenbei betreibt er einen Familienbetrieb. Der größte Kleidungshersteller Kenias. Er lädt uns zu einer Besichtigung ein, doch wir haben mal wieder einen Platten und verpassen diese.

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